Stellungnahme des Kreuzfahrtverbands CLIA zum Nabu Kreuzfahrtranking 2019:
Der Kreuzfahrtverband CLIA nimmt anlässlich eines heute veröffentlichten Kreuzfahrtrankings des NABU Stellung zu einigen Aussagen. Grundsätzlich verfolgen der NABU und CLIA dieselben Ziele, nämlich Emissionen zu reduzieren und die Umwelt zu schützen. Die Auffassungen hinsichtlich der entsprechenden technischen Verfahren und der möglichen Umsetzungsgeschwindigkeit unterscheiden sich jedoch. Die Unterstellung, die Kreuzfahrtbranche verweigere sich im Grunde geschlossen dem Klimaschutz, ist ungerechtfertigt mit Blick auf die Vorreiterrolle, die die Kreuzfahrtbranche im maritimen Umweltschutz einnimmt.
Einige Aussagen und Behauptungen des NABU müssen näher erläutert werden, da diese zu Fehlschlüssen und Missverständnissen führen könnten. Dabei geht es insbesondere um folgende fünf Aspekte:
Schweröl: Die Emissionen eines Kreuzfahrtschiffes hängen nicht allein vom eingesetzten Treibstoff ab. Der Einsatz von Schweröl ohne entsprechende Filter ist u.a. in der Nord- und Ostsee und den angrenzenden Häfen verboten. Kreuzfahrtschiffe, die Schweröl nutzen, müssen gleichzeitig gesetzlich anerkannte Technologien einsetzen (sogenannte Abgasreinigungssysteme), die die Schwefelemissionen auf das Niveau von schwefelarmem Dieselkraftstoff reduzieren.
Alternativ können die Schiffe andere Treibstoffe verwenden, wie Marinediesel oder Flüssiggas (LNG, liquefied natural gas). Beim Antrieb mit LNG entstehen keinerlei Schwefeloxide und Rußpartikel. Die Einhaltung dieser Vorgabe prüfen die zuständigen Behörden regelmäßig.
Ein strengeres, weltweites Schwefellimit wurde bereits beschlossen. Ab dem 1. Januar 2020 sind global verbindlich nur noch Treibstoffe zulässig, die maximal ein Siebtel des Schwefelgehalts von derzeit zulässigen Treibstoffen enthalten. In Nord- und Ostsee sowie den Häfen gilt bereits seit dem 1. Januar 2015 eine Höchstgrenze von 0,1 Prozent Schwefelanteil. Obwohl Kreuzfahrtschiffe weniger als ein Prozent der weltweiten Schifffahrtsflotte ausmachen, geht CLIA hier noch einen Schritt weiter und spricht sich für ein Mitführverbot von nicht zulässigen Treibstoffen für Schiffe aus. Dieser verschärfte Standard würde die zuständigen Behörden bei der Überprüfung der Einhaltung der neuen Regelungen zusätzlich unterstützen.
Abgasreinigungssysteme: Die Behauptung, das Gros der Kreuzfahrtschiffe nutze Schweröl und verzichte dabei auf den Einsatz von Abgastechnik, ist schlicht falsch: Nach Erhebungen der CLIA sind mit 129 Schiffen bereits knapp die Hälfte der aktuell etwa 268 Schiffe der weltweiten Flotte der CLIA-Mitglieder mit Abgasreinigungssystemen ausgestattet. Bei 40 weiteren ist die Nachrüstung solcher Systeme geplant oder es wurde schon damit begonnen. Die Behauptung, die Industrie verzichte auf den Einsatz von Abgastechnologie, entbehrt jeder Grundlage.
Mehrstufige Abgasreinigungssysteme reduzieren laut Angaben der Hersteller die Schwefelemissionen um 99 Prozent und Stickoxide um 95 Prozent, genauso wie Rußpartikel. Die Zahl der Schiffe mit Abgasnachbehandlungssystemen stieg beständig: 2017 waren es 99 Schiffe, mittlerweile sind 129 Schiffe damit ausgestattet.
Landstrom: Es ist schwer nachvollziehbar, dass in diesem Ranking ein Parameter bewertet wird, der in der Praxis nicht erfüllt werden kann. Der NABU beurteilte erstmals, ob Kreuzfahrtschiffe über einen Landstromanschluss verfügen und diesen auch nutzen, um während der Liegezeit im Hafen Strom aus erneuerbaren Quellen in ihr Bordnetz einzuspeisen.
Derzeit gibt es in Europa mit dem Hamburger Hafen und dem Hafen von Kristiansand (Norwegen) allerdings lediglich zwei Häfen, die entsprechend mit Landstromanlagen für Kreuzfahrtschiffe ausgerüstet sind. Aus welchen Quellen dieser Strom kommt, liegt außerhalb des Einflussbereichs der Kreuzfahrtindustrie. CLIA unterstützt die kontinuierliche Entwicklung einer kosteneffizienten Infrastruktur für sauberen Landstrom in Häfen, die von Kreuzfahrtschiffen angelaufen werden – vorausgesetzt, die Nettoauswirkungen bewirken eine Gesamtemissionsreduzierung im Vergleich zum Einsatz der Schiffsmotoren.
Willkürliche Punktevergabe: Ein wissenschaftlicher und nachvollziehbarer Ansatz ist beim NABU Kreuzfahrtranking nicht zu erkennen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass der NABU die Umwelttechnologien von Jahr zu Jahr unterschiedlich bewertet. So wird beispielsweise der Einsatz von Abgasreinigungsanlagen und anderen Umweltschutzmaßnahmen in diesem Rankjng nur gewürdigt, wenn sie über die gesetzlich festgelegten Standards hinausgehen. Auch die Punktevergabe in der neuen Kategorie zur Klimabilanz ist nicht einheitlich. Während für die Nutzung von Segeln zwei Punkte vergeben werden, bringt die gleichzeitige Nutzung von Landstrom und einem Air Lubrication System auf demselben Schiff trotzdem insgesamt nur einen Punkt. Darüber hinaus werden keinerlei operative Maßnahmen berücksichtigt, welche die Emission von Treibhausgasen im Schiffsbetrieb reduzieren.
Hohes Engagement der Branche: Der Fortschritt zeigt, dass die Branche als Ganzes am Einsatz neuer Technologien arbeitet. Neben den Abgasreinigungssystemen kommen immer mehr Schiffe mit alternativen Antrieben auf den Markt. Weltweit hat die Kreuzfahrtindustrie bereits mehr als eine Mrd. US-Dollar in neue Technologien und sauberere Kraftstoffe investiert, um die Luftemissionen der Schiffe deutlich zu reduzieren. Die zukunftsorientierte Branche hat mehr als 22 Mrd. US-Dollar für den Bau hochmoderner, mit LNG betriebener Kreuzfahrtschiffe bereitgestellt, die so noch geringere Emissionen und eine höhere Energieeffizienz erreichen werden. So wurde 2018 das erste Kreuzfahrtschiff weltweit in Dienst gestellt, das ausschließlich mit Flüssiggas betrieben wird. Noch in diesem Jahr folgt ein weiteres Schiff, 26 weitere Schiffe mit LNG-Antrieb sind weltweit bestellt. Die Reedereien investieren erheblich in neue Schiffe und Technologien: Mehr als jeder vierte Euro, den die Reedereien allein im Jahr 2017 in Europa ausgaben, entfielen auf den Schiffbau und die Instandhaltung der Kreuzfahrtschiffe. Das entspricht 5,63 Milliarden Euro. Die Forderung des NABU, die Ausstattung der gesamten Kreuzfahrtflotte mit Umwelttechnologien stärker voranzutreiben, wird bereits erfüllt.
Klima- und Umweltschutz bleibt für CLIA und ihre Mitglieder eine Daueraufgabe. Das zeigen die Investitionen in die Schiffsausstattung und der ständige Dialog mit internationalen Seeschifffahrtsorganisationen. Jedes Jahr verzeichnet die Kreuzfahrtbranche Fortschritte und wird damit auch in Zukunft Vorreiter im maritimen Umweltschutz bleiben. (CLIA)