Im Jahr 1934 rief die nordenglische Stadt Ashington, einst das wohl größte Bergarbeiterdorf der Welt, unter der Leitung des Malers Robert Lyon einen Malclub ins Leben und gab ihm den schöpferischen Namen Ashington Group. Der Club setzte sich fast ausschließlich aus Bergmännern und Grubenarbeitern zusammen, die großteils nie zuvor einen Pinsel in der Hand gehalten hatten – viele von ihnen hatten in ihrem Leben noch nicht einmal ein mustergültiges Gemälde betrachtet.
Unerwarteterweise erwiesen sich die Bergarbeiter als begnadete Künstler. Und auch wenn die Gruppe keinen Leonardo da Vinci oder Edvard Munch hervorgebracht hat, erregte sie doch bemerkenswerte Aufmerksamkeit und ihre Bilder wurden weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus berühmt. Erst im Oktober 1983, kurz vor ihrem fünfzigjährigen Bestehen, musste sich die Ashington Group schließlich auflösen – dem ungewöhnlichen Club fehlte nach einer Mieterhöhung 42 Pfund Pacht für die Baracke, in der sich die Amateur-Kunstschaffenden neben ihrem langen, anstrengenden Schichtdienst regelmäßig zum Malen und Zeichnen getroffen hatten.
Der kleine Schuppen wurde inzwischen abgerissen, aber die Bilder der Grubenarbeiter sind noch erhalten und können heute im Ashingtoner Woodhorn Colliery Museum besichtigt werden. Neben zahlreichen Fotos von den Mitgliedern der Ashington Group werden vor allem die sehenswerten Gemälde ausgestellt, die einen Überblick über das Leben in einer Bergarbeiterkommune während eines halben Jahrhunderts geben. Durch die äußerst dürftigen Mittel des Clubs sind die wenigsten Bilder auf Leinwand gemalt, sondern bestehen zumeist vielmehr aus Wandfarbe auf Pappe, Papier oder Holzplatten.