Alle neun Anrainerstaaten führen nur „mangelhafte“ Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Ostsee durch – das ergab ein Ländervergleich der Naturschutzorganisation WWF, der gestern beim Ostsee-Festival in Stockholm der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Darin werden die Entwicklungen und Neuerungen unter die Lupe genommen, die die Länder bewirkt haben, um der Überfischung, der Verschmutzung durch Umweltgiftstoffe und der Vernichtung von Lebensraum Einhalt zu gebieten sowie Schutzgebiete einzurichten.
Zu der positivsten Bilanz kam Deutschland – hier wurde immerhin knapp die Hälfte der vom WWF verlangten Schutzbestimmungen umgesetzt und rund 40 Prozent der nationalen Gewässer unter Schutz gestellt. Polen liegt mit einer Quote von nur 25 Prozent auf dem letzten Rang.
Besonders in der Fischereipolitik, bei der Regelung des Schiffsverkehrs und beim Kampf gegen die Umweltverschmutzung besteht in allen neun Staaten noch dringender Handlungsbedarf: durch die 30 bis 40 Prozent über dem Niveau einer nachhaltigen Fischerei liegenden Anzahl der Fangflotten und die pro Jahr mehr als eine Million Tonnen ins Wasser geleiteten Nährstoffe, die zu unnatürlich starken Algenblüten und dadurch zu Sauerstoffmangel auf dem Meeresboden führen, ist die Lebensraum- und Artenvielfalt in der Ostsee stark gefährdet.
Der im letzten Sommer vorgenommene erste Ländervergleich setzte sich mit dem gesetzlichen Rahmen für den Ostseeschutz in Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Russland auseinander.