Tourismus statt Terrorismus – nur wenige Tage nach dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo, bei dem Ermittler auf einen Hintergrund aus dem Nordkaukasus schließen, wirbt Präsident Medwedjew auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos für ein riesiges Skigebiet in genau dieser, krisengeschüttelten Region. „Peak 5642“ heißt das ehrgeizige Projekt, das dem Gebiet zwischen Schwarzem und Kaspischen Meer zu neuen Höhenflügen verhelfen soll. Bis 2014 sollen hier fünf neue Skiresorts mit Hotelkapazitäten von 90.000 Hotelbetten entstehen. Nur die Investoren für die 15 Millionen Dollar, die die Realisierung des Konzepts kosten, fehlen noch.
Um eben jene an Land zu ziehen, wurde die staatliche Verwaltungsgesellschaft NCRC gegründet. Diese soll potentielle Geldgeber davon überzeugen, dass auf dem grünen Tisch innerhalb weniger Jahre eines der führenden Skigebiete der Welt entstehen soll. In einer krisenreichen Region, in der Anschläge auf Polizei und Behörden auf der Tagesordnung stehen und in einem Land, das als notorisch korrupt gilt, kein leichtes Unterfangen. 2014 anlässlich der Winterspiele in Sotschi will man nicht nur die internationale Öffentlichkeit mit ersten Ergebnissen beeindrucken, sondern auch die heimische Bevölkerung für den Wintersport begeistern – bisher stehen gerade einmal zwei Prozent der Russen auf Skibrettern. Mit 240 Wintertagen und einer Höhe der Resorts zwischen 2450 und 4164 Meter dürfte zumindest ausreichend Schnee für das Vorhaben garantiert sein.
160.000 Arbeitsplätze sollen durch „Peak 5642“ entstehen und den Armut gebeutelten Kaukasus durch neue Perspektiven vom Terror auf den Weg der Tugend und des Tourismus führen. Ob vor Ort aber entsprechend qualifiziertes Personal gesucht und gefunden wird, ist fraglich –setzt die staatliche NCRC doch schon bei Planung und Realisierung auf die Hilfe großer, internationaler Ketten. Von den Folgen für Umwelt und Natur in dem, teilweise unter dem Schutz des Welterbes stehenden Revier mal ganz abzusehen.