Diese Entscheidung bedeutet eine Zäsur für Norwegens Umwelt, Tourismus und maritime Wirtschaft: Spätestens 2026 dürfen nur noch abgasfreie Schiffe den Geirangerfjord und den Nærøyfjord anlaufen. Beide Meeresarme in Fjordnorwegen gehören zum UNESCO Welterbe.
Massentourismus ist in Norwegen weitgehend unbekannt. Die boomende Kreuzfahrtbranche und Ausflugsverkehre aber stellen für die empfindliche Natur Fjordnorwegens, insbesondere für das UNESCO Weltnaturerbe Geirangerfjord und Nærøyfjord, eine umweltpolitische Herausforderung dar. Diese haben Regierung und Parlament des Landes jetzt angenommen: Der Beschluss 672 des Storting, des norwegischen Parlamentes, verpflichtet alle Reedereien dazu, ab 2026 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge in die Welterbe-Gewässer fahren zu lassen. Bis dahin sind die Unternehmen verpflichtet, den Schadstoffausstoß der in den Geiranger- und Nærøyfjord fahrenden Schiffe den umwelttechnischen Entwicklungen folgend anzupassen. Die Annahme des Gesetzesentwurfes durch das Storting unterstützt die norwegische Regierung in ihren Bemühungen, das CO2-Aufkommen im Land bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zu verringern.
Mit ihrer Entscheidung für ausschließlich emissionsfreie Schiffsbewegungen in den berühmtesten Gewässern Fjordnorwegens folgt die norwegische Politik schon vorhandenen technischen Möglichkeiten der heimischen maritimen Industrie. So verkehren beispielsweise mit der „Vision of the Fjords“ und der „Future of the Fjords“ auf dem Nærøyfjord zwei Ausflugsschiffe mit dualem Hybrid- und Batteriebetrieb, der eine lautlose und schadstofffreie Fahrt ermöglicht. Die norwegische Reederei Havila, deren Schiffe in wenigen Jahren gemeinsam mit Hurtigruten den Linienverkehr entlang der norwegischen Küste durchführen werden, erwartet nach eigenen Angaben, zumindest mit einigen Schiffen schon 2021 einen abgasfreien Verkehr realisieren zu können.
Im Bereich umweltfreundlicher Schiffsantriebssysteme halten norwegische Reedereien weltweit eine Spitzenposition. So werden unter anderem zahlreiche Fährschiffe im innernorwegischen Insel- und Fjordverkehr sowie zwei Kreuzfahrt-Fährschiffe im Linienverkehr nach Dänemark mit Flüssiggas (LNG) betrieben. Auf dem Sognefjord verkehrt die erste E-Fähre der Welt, deren Batterien während der Liegezeiten aufgeladen werden. In der Region Hordaland in Fjordnorwegen investiert Enova, das staatliche Unternehmen zur Förderung klimafreundlicher erneuerbarer Energien, rund 12,5 Millionen Euro in den Bau von Ladestationen für Fähren mit Elektro- und Hybridantrieb.