Deutschland ist um eine Welterbestätte reicher: Die Oberharzer Wasserwirtschaft, besser bekannt als „Wasserregal“, wurde in die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes aufgenommen. Das Welterbekomitee der UN-Kulturorganisation würdigte die Stätte einstimmig als eines der größten vorindustriellen Energieversorgungssysteme der Welt.
Die als Glanzstück früher Ingenieurskunst geltende Anlage, die die Welterbestätte „Bergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar“ erweitert, setzt sich aus insgesamt 107 historischen Teichen, 31 Kilometer Wasserläufen, 310 Kilometer Gräben sowie zahllosen unterirdischen Stollen, Stauseen und hölzernen Wasserrädern zusammen.
Bereits Anfang des 13. Jahrhunderts wurde das Teich- und Grabensystem von Zisterziensermönchen des Klosters Walkenried entworfen, um Wasser umzuleiten und zu speichern. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert entwickelten Bergleute das Wasserregal als Energiequelle für den Bergbau zu einem der größten wasserwirtschaftlichen Netzwerke der Welt weiter.
Die technische Entwicklung des Oberharzer Bergbaus, die eine Vorreiterrolle in Europa einnahm, war vom Mittelalter bis ins Industriezeitalter der einzige Energielieferant für den Bergbau der Region: über kilometerlange Grabensysteme wurde Wasser in Speichern gesammelt und zu den einzelnen Hütten und Bergwerken geleitet, um dort eine Vielzahl von Wasserrädern über- und untertage anzutreiben. Mit der so gewonnenen Energie konnten unter anderem Hütten betrieben, Minenschächte entwässert und Material transportiert werden.
Erst im 19. Jahrhundert, als die Dampfmaschine erfunden und die Elektrizität entdeckt wurde, büßten die Anlagen rund um Bockswiese, Buntenbock, Clausthal, Hahnenklee, St. Andreasberg und Zellerfeld ihre Bedeutung ein.
Ein Abschnitt des weitläufigen Netzwerkes ist bis heute als Kulturdenkmal in Betrieb: Wasser wird gesammelt, aufgestaut und wieder abgegeben – unter anderem in eine der Trinkwassertalsperren des Harzes. Neben dem gotischen Zisterzienserkloster Walkenried wurden auch drei kleine Schachtanlagen aus dem 19. Jahrhundert und die aus dem 16. Jahrhundert stammende Grube Samson zum Welterbe deklariert.