Auch auf der Karibikinsel Jamaika wird Ostern gefeiert. Die Osterbräuche sind christlich und zum Teil vorchristlich-europäisch geprägt. Das knapp zwei Drittel der Bevölkerung Jamaikas protestantisch sind, liegt sicherlich an der ehemaligen britischen Herrschaft über die Insel von 1509 bis 1962. Natürlich hatten auch die spanischen Besetzer vor den Engländern religiösen Einfluss auf die Inselbewohner, doch heute sind nur noch vier Prozent Mitglieder der Römisch-Katholischen Kirche. Doch die bunte Insel wäre nicht Jamaika, wenn es hier nicht auch einige ganz eigene Traditionen geben würde:
Eine der speziellen Ostertraditionen ist das „Easter Buns“, eine Art Stollen mit Nelken, Zimt und Muskat gewürzt und Rosinen, Korinthen und getrockneten Früchten gefüllt. Dazu wird ein deftiger Cheddar-Käse serviert- ein kulinarisches Muss.
So wie in Deutschland auch, gibt es auf Jamaika die Tradition, Ostereier zu bemalen. Doch wird das Ei hier noch anderweitig verwendet. Wer in der Nacht zum Karfreitag „Good Friday“ genannt, das Klare vom Ei in eine Schale mit Wasser gießt, kann in seine Zukunft blicken.
Die fest gewordene Form des Eiweiß zeigt ein baldiges Ereignis an – eine Tradition, fast wie Bleigießen. Dieser Brauch wurde wahrscheinlich von der Naturreligion überliefert, die vor der Kolonialisierung der Spanier (16. Jahrhundert) zelebriert wurde.
Für Abergläubische: Laut einer Sage wird am Karfreitag im Hinterland Jamaikas ein großes Wunder zu beobachten sei. Die Überlieferung sagt, dass wenn man die Rinde der Brechnuss (ein Wolfsmilchgewächs), am Karfreitag um die Mittagszeit, anritzt eine rote Flüssigkeit austritt- rubinfarben, wie das Blut Jesu.
Die Osterzeit bedeutet auch für die freundlichen Jamaikaner eine Zeit der Besinnung, obwohl der Karneval genau in diese Zeit fällt. Besonders in Kingston der Hauptstadt feiern die Menschen zu tausenden im Rhythmus von Calypso und Soca. Das Osterfest wird in farbenprächtigen Kostümen und Straßenparaden zelebriert. Ostern auf Jamaika ist eben anders.