Gewerkschaft Deutscher Lokomotivfüher (GDL) bricht Gespräche über Tarifvertrag ab
Langsam wird’s absurd und für den außenstehenden Bahnkunden überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Nachdem vor einigen Tagen verkündet wurde, dass sich Bahnvorstand und GDL grundsätzlich angenähert hatten (insbesondere deshalb, weil die Bahn sich von ihrer ursprünglichen Position deutlich bewegt hat), wurden jetzt völlig überraschend die Gespräche seitens der GDL abgebrochen. Damit drohen erneute Streiks bei der Bahn, man kann nur hoffen, dass die anstehenden Weihnachtstage von der GDL nicht für solche Aktionen mißbraucht werden.
Mittlerweile streiten sich GDL und Bahn seit mehreren Monaten. Ausgangspunkt waren die Forderungen der GDL nach einem eigenständigen Tarifvertrag und Gehaltserhöhungen von bis zu 31%! Die Bahn – wie wahrscheinlich der größte Teil der Republik – hielt diese Gehaltsforderungen für schlichtweg unverschämt und überzogen, war aber offenbar grundsätzlich zu Anpassungen auf üblichem Niveau bereit. Das wiederum paßte der GDL überhaupt nicht und um ihren Forderungen Nachdruck zu verleiten, gab es im September und Oktober Warnstreiks, die viele Arbeitnehmer und Unternehmen trafen.
Nachdem der Bahnvorstand einlenkte und immerhin (aus unserer Sicht durchaus üppige) Gehaltsanpassungen zwischen 8% und 13% angeboten hatte, erklärte sich die GDL immerhin gnädig bereit, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nachdem sich die Verhandlungsparteien nun zu weiteren Gesprächen zurückgezogen hatten und es zu diesem Thema in der Öffentlichkeit etwas ruhiger wurde, da man eigentlich auch erwarten konnte, dass sich die Parteien auf Basis des angekündigten Angebots seitens der Bahn auch endlich einigen würden, kam es nun zum großen Knall. Die GDL brach die Gespräche ab, jedoch ohne zu kommunizieren, warum eigentlich. Bei einem Thema mit solcher Tragweite ein unglaubliches PR- und Kommunikationsfiasko, das den Verantwortlichen der Gewerkschaft mittlerweile jegliche Glaubwürdigkeit nimmt.
Nun kann man auch über die Bahn und deren Vorstandsvorsitzenden, Hartmut Mehdorn, denken was man will, aber immerhin ist die Bahn-Seite einen großen Schritt auf die GDL zugegangen. Der Abbruch der Gespräche mag – vorsichtig formuliert – wie Arroganz der Gewerkschaftsverantwortlichen wirken, macht auf uns aber fast schon den Eindruck einer diplomatischen Bankrotterklärung. Warum ist man auf Seiten der GDL nicht in der Lage, die ausgestreckte Hand anzunehmen, um gemeinsam das Problem zu lösen (und sich dann von der Öffentlichkeit auch gemeinsam feiern zu lassen), sondern will stattdessen mit aller Gewalt und Konsequenz und ohne Rücksicht auf betroffene Unternehmen und Menschen, die eigenen Idealvorstellungen durchsetzen.
Die Forderungen seitens der GDL sind unverschämt und unverhältnismäßig und in dieser Dimension sicher nur von den wenigsten Bürgern, auf deren Rücken dieser Kampf letztendlich ausgetragen wird, nachzuvollziehen. Ein etwas maßvolleres Verhalten könnte den Verantwortlichen vielleicht sogar den einen oder anderen Sympathiepunkt einbringen – diese Möglichkeit scheint nun endgültig verspielt. Bleibt wirklich nur zu hoffen, dass den Bahnreisenden das Weihnachtsfest nicht von der GDL gehörig verdorben wird.
Update: Nach neuesten Informationen hat die GDL größere Streiks für die Zeit ab dem 7. Januar 2008 angekündigt, die so lange dauern sollen, „bis die Bahn ein tragfähiges Angebot vorlegt“.