Wie der Naturschutzbund NABU berichtet, verzeichnet das NABU-Kranich-Projekt in Afrika erste Erfolge. Kenia will den Grauen Kronenkranich besser schützen und hat den größten Süßwassersee im Norden des ostafrikanischen Landes zum Schutzgebiet erklärt. Der 43,3 Quadratkilometer große Lake Ol’Bolossat liegt knapp vier Autostunden nördlich von der kenianischen Hauptstadt Nairobi an den südwestlichen Ausläufern der Abardare Bergkette. Er versorgt mit dem ausfließenden Ewaso Narrok Fluss weite Gebiete im Nordosten, wie den Landkreis Laikipia, aber auch das bekannte Samburu Nationalreservat. Vom Wasser des Lake Ol’Bolossat hängen zehntausende Menschenleben und der Bestand von Haus- und Wildtieren ab. Der See wurde bereits 2008 von Nature Kenya, dem nationalen Partner des NABU in Kenia, als „Important Bird Area“ ausgewiesen und ist zudem eines der wichtigsten Brutgebiete für den Grauen Kronenkranich in Kenia. „Das ist ein großer Erfolg für den NABU und die ganze Region. Der NABU ist seit 2014 in der Region aktiv und tritt seitdem für die Anerkennung der Fläche als Schutzgebiet ein“, sagt NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt.
Der Bestand des Grauen Kronenkranichs – ein eleganter Vogel mit goldgelben Schmuckfedern – nimmt fast überall in Afrika ab. Auch in Kenia sind die Bestände dramatisch gesunken, in den letzten 30 Jahren um 80 Prozent. Die International Union for Conservation of Nature (IUCN) stuft den Grauen Kronenkranich als gefährdete Art ein. Mit dem vom NABU initiierten Kranichmonitoring in Kenia wird ein wichtiger Beitrag geleistet, um genaue Werte zu bekommen. Der Bestand in Kenia wird auf 12.000 Vögel geschätzt. „Die Ursachen für den Rückgang sind vielfältig und reichen von Veränderungen und Verlust des Lebensraumes über illegale Jagd bis hin zum Vogelhandel“, sagt Werner Schröder, Sprecher der NABU-Bundesarbeitsgruppe Afrika. Der See ist Heimat weiterer gefährdeter Vogelarten wie dem Zitronenpieper. Mehr als 100 paläarktische Zugvogelarten nutzen den See und seine Umgebung als Winterquartier. Er beherbergt außerdem gut 400 Flusspferde.
Angesichts des neuen Schutzstatus müssen in den kommenden Jahren am Lake Ol’Bolossat zahlreiche Maßnahmen zum Schutz des Gebietes umgesetzt werden. Illegale Nutzung, wie Anbauflächen und Häuser, müssten innerhalb von 90 Tagen aus der Schutzzone entfernt werden. Najib Balala, Minister für Tourismus und Umwelt in Kenia, kündigte an, dass er eine Arbeitsgruppe einberufen werde, um die Interessen zwischen Tourismus und Naturschutz sowie die nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung besser koordinieren zu können. „Der NABU, der zuständige Tourismusdirektor im Kreis Nyandarua, Bernhard Mwai, und George Muigai von den Crane Conservation Volunteers haben ein gemeinsames Ziel: die nachhaltige Nutzung des Lake Ol’Bolossat im Ökotourismus und den Schutz des Grauen Kronenkranichs“, sagt Schröder. Der Status als Schutzgebiet sei dabei von unschätzbarem Wert. (NABU)