Mitten in der Nacht über den Rio Grande Mexiko verlassen, um ein neues Leben in dem Nachbarland USA anzufangen. Mehr als 20 Millionen Menschen in den USA stammen ursprünglich aus dem mittelamerikanischen Land und viele von ihnen wanderten illegal in die Vereinigten Staaten ein. Aufgrund der Wirtschaftskrise in den USA ist das Auswanderungsbestreben der Mexikaner allerdings nicht mehr sonderlich stark ausgeprägt. Geld lässt sich mit der Flucht aus dem eigenen Land aber dennoch machen: die Gemeinde El Alberto im mexikanischen Bundesstaat Hidalgo bietet seit rund vier Jahren eine simulierte Flucht in die USA an.
Die Stadt liegt zwar 1600 Kilometer von der US-amerikanischen Grenze entfernt, doch fast jedes Wochenende findet in dem 1100 Seelen-Dorf eine wilde Verfolgungsjagd in der Dunkelheit statt. Die Grenzschützer in ihren Geländewagen sind zwar ebenso keine US-Beamten, wie die Touristen echte Flüchtlinge, doch trotzdem geht es für die Teilnehmer mehrere Stunden durch Wälder, Sümpfe und die dunkle Nacht. Die Kosten für die „Caminata Nocturna“ belaufen sich auf sechs bis 15 Euro pro Person. Die Teilnehmer kommen sowohl aus In-und Ausland.
Die Tour soll vor allem deshalb so authentisch sein, weil die Veranstalter die Flucht in der Realität erlebt haben und ihre Erfahrungen nun als Schlepper an die Touristengruppen weitergeben. Das Freizeitangebot soll übrigens mehr von einem Fluchtversuch abschrecken und dass, obwohl rund 90 Prozent des Einwohner von El Alberto sich selbst eine Zeit lang illegal in den USA aufhielten.