Fast nichts geht mehr an einigen deutschen Flughäfen, denn das Sicherheitspersonal streikt für höhere Löhne. Nachdem es am Flughafen Hamburg bereits am 18. Januar 2013 einen Streik des Sicherheitspersonals gab, geht es in diesen Tagen in die zweite Streikrunde. Betroffen sind neben dem Flughafen Hamburg dieses Mal auch die Fluggäste am Flughafen Köln/Bonn. Allein am Flughafen Hamburg sind an den letzten beiden Tagen knapp 20.000 Flugreisende von den Streikmaßnahmen betroffen, in Köln sind es etwa 10.000.

Wie immer, wenn es bei Arbeitskämpfen zu Streiks kommt, zeigt bei der Ursachenforschung jede Seite mit dem Finger auf die andere. Die Gewerkschaft Ver.di, die zum Streik aufgerufen hat, fordert einen Stundenlohn von 14,50 Euro für die Beschäftigten und kritisiert, dass die Arbeitgeberseite ein aus Sicht der Gewerkschaft abschlussfähiges Angebot bislang verweigert. Auf der anderen Seite steht der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW), der heute in einem offenen Brief an die Fluggäste seine Sicht der Dinge darstellt. Demnach hat der BDSW in der dritten Verhandlungsrunde am 25.01.2013 bereits Lohnerhöhungen von 8,05 Prozent auf 12,75 Euro zum 1. März 2013 und von 5,9 Prozent auf 13,50 Euro ab dem 1. Januar 2014 angeboten. Dieses Angebot lehnt Ver.di als unverhandelbar ab und besteht ihrerseits auf einer Lohnerhöhung von 22,88 Prozent auf besagte 14,50 Euro pro Stunde. Mit der Streikhaltung sieht sich Ver.di offenbar grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Auf der Webseite von Ver.die Hamburg (http://hamburg.verdi.de/) freut sich die Gewerkschaft darüber, dass der Ganztagesstreik vom 18. Januar 2013 seine Wirkung nicht verfehlt habe, denn die Arbeitgeberseite habe ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt, auf dessen Basis man sich wieder an den Verhandlungstaisch setzen könne. Ganz offensichtlich hat das den Verhandlungsführern der Gewerkschaft jedoch noch nicht gereicht.

Ob die Forderung einer Lohnerhöhung um über 20 Prozent jedoch auf das Verständnis der Flugreisenden stößt, scheint ob der chaotischen Zustände an den Flughäfen mehr als zweifelhaft. Denn diese sind auf jeden Fall die Leidtragenden des Streits und es nutzt ihnen wenig, dass beide Tarifparteien die Fluggäste auffordern, ihren Unmut an die jeweils andere Partei zu richten, da diese ja das ganze Desaster zu verantworten habe. Auch frühes Aufstehen nutzte nur den wenigstens Fluggästen wirklich etwas. Die ersten Passagiere, die schon am Vortag von den geplanten Streiks gehört hatten, fanden sich bereits um 2 Uhr nachts am Hamburger Flughafen ein – eine Garantie den gewünschten Flieger zu bekommen, war das allerdings noch längst nicht, denn zahlreiche Flüge fielen dem Streik zum Opfer und hoben gar nicht erst ab.

Die betroffenen Passagiere reagieren durchaus differenziert. Während einige Verständnis für die Forderungen des Sicherheitspersonals aufbringen und das Streikrecht akzeptieren, herrscht bei den allermeisten jedoch vor allem Wut vor. Stundenlanges Warten und verpasste Flüge heizen die Stimmung an. Der Streik wird nach verbreiteter Meinung auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen, die die Konsequenzen der Streikaufforderung der Gewerkschaft zu tragen haben und häufig über keine Möglichkeit verfügen, ihr Ziel auf alternativen Wegen zu erreichen. Im besten Fall hilft noch ein Umdisponieren auf Bahn, privaten PKW oder Mietwagen. Aber auch hier sind die Möglichkeiten begrenzt, denn die Mietwagenfirmen, die sich auf eine solche Situation auch nicht vorbereiten könenn, haben nicht genügend Fahrzeuge zur Verfügung.

Wohl dem, der seinen geschäftlichen oder privaten Termin relativ leicht verlegen kann. Für Urlauber, die möglicherweise einen Anschlußflug von einem anderen Flughafen erreichen müssen, sind die Auswirkungen des Streiks dagegen besonders ärgerlich. Zur Wut über den verpassten Flug und den vertanen Urlaubstag kommt dann auch noch der Aufwand, sich um eine neue Flugverbindung kümmern zu müssen.

Das Verständnis der Fluggäste für Gewerkschaft und Streikende dürfte sich in dieser Situation sicher sehr in Grenzen halten.