Fast alles, was in der Tourismusbranche Rang und Namen hat, diskutierte in der letzten Woche auf der Jahrestagung des Deutschen Reiseverbandes in der Türkei über die aktuellen Entwicklungen in der Tourismusbranche. Erfreuliches Fazit der Gespräche und Präsentationen: die Touristikbranche entwickelt sich prächtig. Nach längerer Durststrecke, vor allem bedingt durch die Anschläge des 11. Septembers, zeigt der Trend der Branche seit einiger Zeit wieder eindeutig nach oben. Die Umsatzzahlen stehen vor einem Rekordjahr.
Für das laufende Geschäftsjahr vermeldeten die Reiseveranstalter einen Umsatzzuwachs von drei Prozent, bei den klassischen Reisebüros belief sich dieser nur auf 1,5%, weil der andere Teil des Wachstums auf die Online-Reiseportale entfiel, die sich damit abermals als maßgeblicher Motor für die positive Entwicklung in der Touristik zeigten. Immer mehr Verbraucher buchen ihre Urlaubsreise, Flüge, Hotels oder Mietwagen selbst direkt online ohne die Unterstützung eines Reisebüros.
Auch für das nächste Geschäftsjahr erwartet die Branche eine positive Entwicklung. Sogar der Wirtschaftsweise Bert Rürup prognostizierte anläßlich der Tagung im Veranstaltungsort Belek der Tourismusbranche für 2008 ein weiteres Wachstum von drei Prozent, was sich im Wesentlichen mit den Erwartungen der Branchenvertreter selbst deckt. Gewinner werden dann wegen der unterschiedlichen Einkommensverteilung vor allem die Anbieter sehr preiswerter und sehr luxuriöser Reisen sein. Das mittlere Preissegment (die typische Pauschalreise) werden eher unterdurchschnittlich wachsen.
Auch wenn wir uns als Teilnehmer des Reisemarktes natürlich sehr über diesen positiven Trend in der Branche freuen (besonders natürlich über das überproportionale Wachstum im Online-Bereich), so sind wir doch überrascht, über das Tempo, mit dem sich der Markt wieder erholt hat und angeblich sogar vor einem Rekordjahr steht. Haben wir nach dem 11. September 2001 doch jahrelang eine schlechte Nachricht nach der anderen über die jeweilige Marktentwicklung gehört, regelmäßig über masive Probleme bei den Branchengrößen TUI und Neckermann lesen müssen und noch vor kurzem Meldungen vernommen, der aktuelle positive Trend dürfe nicht überbewertet werden, da er auf einem relativ schwachen Vorjahr basiert und nun stehen wir gleich wieder vor einem Rekordjahr? Nun denn, gießen wir kein Öl ins Feuer und hinterfragen die gemeldeten Zahlen nicht allzu kritisch, sondern freuen uns lieber, dass es allen in der Szene wieder richtig gut geht. Davon ausgenommen sind leider die 900 Reisebüros, die im letzten Jahr schließen mußten. Aber wir wollten ja nicht kritisch sein (es gab ja auch 400 Neueröffnungen)…