Ferien bedeuten für hunderttausende Deutsche nicht mehr, faul am Strand herumzuliegen, eine nette Stadt zu besichtigen oder in den Bergen zu Wandern: immer mehr Urlauber suchen in den schönsten Wochen des Jahres Spannung, Nervenkitzel und Abenteuer in wilder Natur. Inzwischen hat eine ganze Industrie diesen Trend erkannt und bietet wohldosierte Adrenalinschübe.
Angetrieben vom Erlebnisdruck und der Sehnsucht nach dem Ungewöhnlichen werden zahlreiche Touristen zu Hochleistungssportlern – statt Ruhe und Erholung finden sie im Urlaub Stress und suchen fortwährend eine Steigerung des Freizeitkicks. Selbst hochschwangere Frauen und 80jährige Greise fahren Fahrrad in Krisengebieten, schwimmen in Dschungelflüssen, kreuzen ihr Segelboot in antarktische Stürme oder stürzen sich beim Wildwasserrafting reißende Ströme hinab. Wer reitet als erster eine 30-Meter-Welle? Wer erklimmt am schnellsten den höchsten und steilsten Berg? Wer traut sich, mit dem Mountainbike bei 50 km/h eine U-Bahn-Rolltreppe hinunterzurasen? Und wer knackt beim Snowboarden die 9,80 Meter Höhenmarke mit einem perfekt ausgeführten Backside 360?
Durch die nicht enden wollende Abenteuerlust geraten immer mehr Urlauber in gefährliche Situationen oder reisen sich sogar fast zu Tode (wodurch die Kosten der Versicherer steigen). Für die neue Generation der Risiko- und Sportreisenden sind Medaillen und Vereinsmeierei belanglos. Nicht der gesunde Körper, sondern der emotionale Kick und der irrsinnige Wunsch nach Abwechslung spielen eine zentrale Rolle.