Von Juni bis November ist „Hurrikan-Saison“. Gerade kündigen sich mit Florence, Helene und Isaac gleich drei Stürme aus dem Atlantik an, die Richtung Karibik und Ostküste ziehen. Auch aus dem Pazifik „rollt“ mit Oliva ein neuer Hurrikan auf Hawaii zu. Alles Wissenswerte rund um die tropischen Stürme und was Reisende bei einem Urlaub im Hurrikan-Gebiet beachten müssen, weiß Birgit Dreyer die Reiseexpertin der ERV (Europäische Reiseversicherung).
Wie entsteht ein Hurrikan?
„Ein Hurrikan ist ein tropischer Wirbelsturm mit einer Windgeschwindigkeit von über 118 km/h, der im Atlantik, in der Karibik und im Nord- oder Südpazifik auftritt. Im Westpazifik wiederum werden Stürme dieser Art Taifune und im Indischen Ozean Zyklone genannt. Egal, ob Hurrikan, Taifun oder Zyklon, unsere Tipps gelten gleichermaßen für alle Arten tropischer Wirbelstürme“, so die Reiseexpertin. Hurrikans bilden sich, wenn feuchtwarme Luft über dem Meer aufsteigt und Unterdruck erzeugt. Dabei bildet sich ein trichterförmiger, rotierender Kamin, in dem immer mehr Luft nach oben strömt. In der Mitte entsteht das sogenannte Auge mit einem Durchmesser von zehn bis 30 Kilometern. Hier herrscht nahezu Windstille. Am Rand steigt die feuchtwarme Luft spiralförmig auf. Dort sind auch die höchsten Windstärken von bis zu 350 km/h zu finden. Ein solcher Wirbelsturm ragt viele tausende Meter in die Höhe und kann sich auf einen Durchmesser von bis zu 1.000 Kilometern ausdehnen. Diese Windsysteme werden mit der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala anhand ihrer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit in fünf Kategorien unterteilt – mit Stufe eins beginnend.
Für die Bildung eines Hurrikans müssen mehrere Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein:
• Ein Tiefdruckgebiet über dem Ozean
• Meerestiefe von bis zu 50 Metern
• Wassertemperatur zwischen 24 und 28 Grad
• Die gleichen meteorologischen Bedingungen auf einem Gebiet von einigen 100 Quadratkilometern
• Geografische Lage: Jenseits des fünften Grades nördlicher bzw. südlicher Breite
In welchen Ländern besteht Hurrikan-Gefahr?
„Die tropischen Wirbelstürme entstehen nur in bestimmten Regionen, die die Bildung eines Hurrikans begünstigen beziehungsweise in der Nähe von gefährdeten Gebieten liegen“, weiß Birgit Dreyer. So treten die trichterförmigen Sturmwinde überwiegend in US-Staaten wie Texas und Florida und allen anderen Ländern an den Küsten des Nordwest-Atlantiks, des Golfs von Mexiko sowie der Karibik auf.
Welche Schäden kann ein Hurrikan anrichten?
Nach den heftigen Stürmen von 2017 ist auch in diesem Jahr keine Entspannung zu erwarten. „Bereits ein einziger heftiger Wirbelsturm kann schwerwiegende Schäden anrichten, wenn er mit voller Wucht auf ein stark besiedeltes Gebiet trifft“, weiß die ERV-Expertin. So richteten die Hurrikans Harvey, Irma und Maria im vergangenen Jahr einen Gesamtschaden mit einem Rekordwert von 220 Mrd. US-Dollar an. Die Auswirkungen von Harvey waren sogar weitaus größer als seinerzeit von Katrina. Als Katrina im Jahr 2005 New Orleans fast komplett überflutete und die amerikanische Küste am Golf von Mexiko verwüstete, starben 1.800 Menschen. Dieser Hurrikan allein verursachte Schäden von knapp 120 Mrd. US-Dollar.
Was tun bei Hurrikan-Gefahr?
Kündigt sich ein Hurrikan an, sollten Einheimische und Touristen Ruhe bewahren und den Anweisungen der örtlichen Behörden folgen und zusätzlich auf folgende Maßnahmen achten:
• Wetterentwicklung verfolgen
• Fluchtwege und Notunterkünfte recherchieren
• Rechtzeitig in Sicherheit bringen
Wann ist Hurrikan-Saison?
Im Zeitraum vom 1. Juni bis zum 30. November ist offizielle Hurrikansaison für den Nordatlantik und die Karibik. In dieser Zeit sind die starken tropischen Stürme besonders wahrscheinlich. Zum diesjährigen Verlauf gibt es unterschiedliche Prognosen. So geht die Colorado State University für 2018 von einer durchschnittlich aktiven Saison mit circa 14 Stürmen aus (davon sieben Hurrikans und drei schwerere Hurrikans – Kategorie drei oder höher). Eine Vorhersage des britischen Unternehmen „Tropical Storm Risk“ prophezeit dagegen eine deutlich weniger aktive Saison mit neun Stürmen, davon vier Hurrikans und ein schwerer Hurrikan. Neben diesen Prognosen gibt es noch zahlreiche weitere Einschätzungen. Einen Überblick hierzu liefert eine gemeinsame Seite des Barcelona Super Computing Center und der Colorado State University. Hier zeigen sich noch größere Unterschiede zwischen den diesjährigen Vorhersagungen. Grund dafür ist die Frage, ob es 2018 zu einem El-Niño-Ereignis kommen wird. Dieses globale Klimaphänomen hemmt die Hurrikan-Aktivität auf dem Atlantik. Im vergangenen Jahr wurde die Erde mit einer sehr aktiven Saison mit sechs besonders schweren Hurrikans und 17 Stürmen insgesamt konfrontiert. Im Rückblick gab es von 1981 bis 2010 durchschnittlich zwölf Stürme, 6,5 Hurrikans und zwei schwere Hurrikans pro Jahr. (ERV)