Die Natur meint es in der Regel gut mit Bornholm. Die dänische Ostseeinsel – gelegen zwischen Rügen, Südschweden und Polen – ist bekannt für ihr mildes Klima und viele Urlauber schätzen die angenehmen Temperaturen auch außerhalb der Sommersaison. Von einigen Kennern der Insel wird das Klima manchmal sogar fast schon als mediterran bezeichnet, doch jetzt steht Bornholm wegen eines anderen Naturphänomens in den Schlagzeilen. Bornholm versinkt im Schnee – und zwar derart heftig, dass Weihnachten sogar Katastrophenalarm auf der Insel ausgelöst werden musste.

Die durchschnittliche Schneehöhe beträgt 1,40 Meter, einzelne Schneeverwehungen erreichen örtlich sogar rekordverdächtige sechs Meter Höhe. Das Chaos setzte pünktlich zum Weihnachtsreiseverkehr ein. Geschneit hatte es bereits seit Ende November, aber kurz vor Weihnachten begannen zusätzlich auch noch heftige Schneestürme, die den Schnee zu riesigen Bergen türmten. Die Räumkommandos kamen gegen die Schneemassen nicht mehr an und lösten schließlich Katastrophenalarm aus. Das Chaos war absehbar, aber viele Dänen schienen nicht wirklich zu glauben, dass es auf Bornholm tatsächlich so schlimm sein könnte. Und so machten sich Tausende vom festland und anderen Inseln kurz vor Weihnachten auf den Weg nach Bornholm, um das Weihnachtsfest in ihren Ferienhäusern oder bei ihren auf Bornholm lebenden Familien zu verbringen.

Fast alle Wege nach Bornholm, egal ob mit Flugzeug, Bahn oder Fähre, führen über die Hafen- und Hauptstadt Rønne. Für die meisten Weihnachtsurlauber war ihre Reise hier dann auch vorerst beendet. Viele Straßen über die Insel waren unpassierbar. An eine Weiterreise war nicht zu denken und selbst die Benutzung der Gehwege wurde zeitweise wegen Lebensgefahr per Radiodurchsagen untersagt . Nur wer Verwandte direkt in Rønne hatte, hatte Glück und konnte die Weihnachtstage im Kreis seiner Lieben verbringen und das traditionelle „Flæskesteg und ris a la mande“ (Schweinebraten mit dicker Kruste und zum Nachtisch ein mit Mandeln und Sahne veredelter Milchreis) genießen. Alle anderen wurden in der Kaserne, in Sporthallen und auf der Fähre „Poul Anker“ untergebracht und werden das Weihnachtsfest 2010 sicher so schnell nicht vergessen. In der Not wurden die Bornholmer aber sehr erfinderisch und rückten eng zusammen. Einheimische Geschäftsleute und viele private Mithelfer sorgten dafür, dass es auch für die Gestrandeten mit Weihnachtsbraten, Weihnachtsbaum und dem Weihnachtsmann mit Geschenken für die vielen Kinder noch ein halbwegs schönes Fest wurde.