Peinlich peinlich, was da, vom Spiegel recherchiert, an die Öffentlichkeit dringt. Die Führungsspitze von Hapag Lloyd-Kreuzfahrten sieht sich offenbar aufgrund der exzessiven Nutzung von Mitarbeiterrabatten durch einzelne berechtigte (hochrangige) Personen und deren Angehörige gezwungen, dieses Privileg massiv zu beschränken. Die Familie eines Aufsichtsrats soll demnach in den letzten beiden Jahren jeweils an etwa 70 (!) Tagen den besonderen Rabatt genutzt haben und dabei eine Preisersparnis im Vergleich zum Katalogpreis von über 150.000,- Euro erzielt haben.
Konkret geht es dabei um die Nutzung der Mitarbeiterrabatte von Angehörigen des früheren WestLB-Chefs Thomas Fischer. Dieser sitzt seit 2005 im Aufsichtsrat von Hapag-Lloyd und gehört damit zum Kreis derer, die berechtigt sind, auf dem Flaggschiff von Hapag Lloyd und für viele dem schönsten Schiff der Welt, der MS Europa, zu einem Tagespreis von 100,- Euro zu Urlaubszwecken über die Weltmeere zu schippern. Offenbar ganz ohne eine gewisse Scham und Unrechtsbewußtsein rechtfertigt Thomas Fischer nach Spiegel-Angaben dieses Verhalten noch damit, dass der Hapag-Lloyd-Chef, Michael Behrendt, die Aufsichtsräte gelegentlich sogar ermutigt habe, die Angebote anzunehmen, wenn die Reisen nicht so gut gebucht waren. Ein eher schwacher Erklärungsversuch.
Da nützt es auch nichts mehr, wenn eine Hapag-Lloyd-Sprecherin sich beeilt, zu versichern, dass die rabattierten Preise selbstverständlich kostendeckend seien und sowieso nur vergeben werden, wenn die Plätze ansonsten frei blieben. Außerdem stünden diese Tarife ja auch allen anderen Mitarbeitern zur Verfügung. Nur, dass diese offensichtlich nicht so viel Urlaub haben und wahrscheinlich gar nicht auf die Idee kämen, dieses Angebot großzügig imFamileinkreis zu verbreiten. Schön, dass man wegen des aktuellen Anlasses auch gleich noch einen Blick in die Kalkulationsbasis von Hapag Lloyd erhält, denn wenn ein Tagespreis von 100,- Euro pro Person schon kostendeckend ist, muß das Unternehmen bei einem durchschnittlichen Tagespreis von knapp 500,- Euro bei (normal zahlenden) Gästen ja wirklich klotzig verdienen.
Wie auch immer, diese Posse ist wieder einmal Öl auf die Mühlen für die Diskussion der nimmersatten Vorstands- und Aufsichtsratschefs. Gerade die, die sowieso schon über das höchste verfügbare Einkommen verfügen, lassen sich offenbar gerne auch mit sonstigen Vergünstigungen verwöhnen. Dabei wäre es sicher nicht verwerflich, wenn auch ein Aufsichtsrat oder Vorstand, die in jedem Unternehmen gewährten Mitarbeitervorzüge in Anspruch nimmt. Doch sollte auch hier das gleiche Maß, wie für jeden anderen Mitarbeiter auch gelten. Das sollte sicher auch ein Thomas Fischer wissen. Statt auf die Aufmunterung durch den Hapag Lloyd-Chef als Erklärung zu setzen, hätte ein klares Eingeständnis, dass er bzw. seine Familie hier wohl etwas übertrieben haben, seinerm Image und seiner Glaubwürdigkeit sicher besser zu Gesicht gestanden.
Nun müssen alle Hapag-Lloyd-Mitarbeiter dafür bezahlen, denn nach einem Beschluß des vorstands darf jeder Mitarbeiter und sonstige Berechtigte künftig pro Jahr nur noch eine vergünstigte Reise für zwei oder drei Wochen auf der MS Europa in Anspruch nehmen. Die allermeisten Mitarbeiter werden das sicher verschmerzen können. Denn diese werden sich sowieso nicht viel mehr leisten können.