Kathedrale Granada
Als Monument des christlichen Glaubens nach der Reconquista wurde die Kathedrale von Granada, die bedeutendste der vier großen Renaissancekirchen Andalusiens gebaut. Ihre wahren Dimensionen sind von außen kaum einzuschätzen, so eingeengt liegt das Gotteshaus im Häusermeer der Altstadt. An den wuchtigen Bau schließt sich zudem die Capilla Real, die Grabstätte der Katholischen Könige an.
Zunächst als spätgotische Kathedrale geplant, wurde der stilistische Umschwung in Richtung Renaissance bereits 1528 unter Diego de Siloé, der Enrique Egas nach fünf Jahren als Baumeister ablöste, vollzogen. Doch die Arbeiten schleppten sich dahin: 1561 wurde das Gotteshaus unvollendet geweiht, 1703 schließlich brach man den Ausbau komplett ab, ohne dass die vorgesehenen zwei Türme realisiert wurden.
Der Pracht der Kathedrale Santa María de la Encarnación, die ihre volle Wirkung eigentlich nur im Innenraum entfaltet, tut das jedoch keinen Abbruch. Betritt man den Sakralbau, fühlt man sich in die monumentale Welt der Antike zurückversetzt. Mit Entfernung des Chors im Jahre 1929 entschwand das letzte Element, das den freien Blick durch den 116 Meter langen und 67 Meter breiten Kirchenraum blockierte. Oberlichter und weißer Marmor sorgen dafür, dass jegliche kirchentypische Dämmerigkeit abhanden kommt. Die Wände werden von großflächigen, gerahmten Ölgemälden gesäumt, die biblische Motive im epochalen Stil der Renaissance wiedergeben. Das Zentrum des Hauptschiffes bildet die Capilla Mayor, ein Halbkreis von 22 Metern Durchmesser, dessen Säulen die Statuen einiger Apostel sowie weitere Bilder schmücken. Blickfang des rechten Seitenschiffes ist das Portal zur Capilla Real, der Grabstätte der Katholischen Könige. Der Durchgang, der heute verschlossen ist, gilt als Meisterwerk der spätgotischen Steinmetzkunst und wurde nach Entwürfen von Enrique Eglas realisiert. Über dem Wappen Kastiliens sind die heilige Jungfrau mit dem Jesuskind sowie der heilige Jakobus und der Drachentöter Georg dargestellt. Links neben dem Portal ist ein großer Altar dem spanischen Nationalheiligen Santiago gewidmet, der hier in einer typischen Darstellung als Maurentöter gezeigt wird.
Um die Capilla Real zu betreten, muss man durch die Lonja, die ehemalige Seidenbörse Granadas an der Südseite der Kathedrale. Im Gegensatz zu dieser handelt es sich bei der Grabstätte der christlichen Könige um einen kleineren, spätgotischen Kapellenbau. Nach der Befreiung Spaniens von den Mauren wollten Fernando und Isabel von Kastilien am letzten Ort ihres Triumphes, an dem sich die Mauren am längsten halten konnten, in Granada, bestattet werden. Die Fertigstellung der königlichen Kapelle (Capilla Real) erfolgte jedoch erst nach dem Tod des Herrscherpaars, das so lange im Franziskaner-Kloster auf dem Alhambra-Hügel eine vorläufige Ruhestätte fand.
Zur Gestaltung der Capilla Real wurde ebenfalls auf Marmor zurückgegriffen. Das plastische Grabmal zeigt den König mit Schwert in der Hand an der Seite seiner Gemahlin, zu Füßen der beiden sitzt ein Löwe. Zwei Statuen der Katholischen Könige flankieren auch den Flügelaltar mit geschnitzten biblischen Szenen von Felipe Vigarny. Sehenswert ist ebenfalls das berühmte Passionstriptychon von Dierec Bouts, das im linken Seitenschiff untergebracht wurde. In der Sakristei der Capilla Real werden persönliche Gegenstände der Katholischen Könige aufbewahrt, darunter Kleidung, Krone, Zepter und das Schwert Ferdinands.
Öffnungszeiten: täglich von 10.30 bis 13 Uhr und von 16 bis 19 Uhr, von Oktober bis April sonntags geschlossen. (Stand: Juli 2008; alle Angaben ohne Gewähr).