Medina Azahara
Medina Azahara, die Stadt der Kalifen von Córdoba, wurde ab dem 10. Jahrhundert in den Ausläufern der Sierra Morena als eine Art maurisches Versailles erbaut. Unter der Anleitung von Al-Hakam arbeiteten über 10.000 Menschen an dem 1500 mal 750 Meter großen Herrschersitz, der Platz für über 30.000 Bewohner bieten sollte. Für die repräsentative Stadt wurden nur die edelsten Baumaterialien verwendet: Tonnen von Marmor wurden aus den Steinbrüchen Andalusiens gebrochen, 1000 von Säulen aus den römischen Ruinenstädten von Tunis und Karthago importiert. Darüber hinaus wurden Ebenholz, Elfenbein und Marmor en masse verarbeitet. Stuckateure kümmerten sich um die reichhaltige Innendekoration der Räume, was in der Alhambra aus Gips gefertigt wurde, wurde hier in Marmor geschlagen.
Knapp hundert Jahre währte der Glanz von Medina Azahara, wurden hier ausschweifende Feste gefeiert und Botschafter in prunkvollen Sälen empfangen, dann sank ihr Stern. In den Wirren des Bürgerkrieges von Córdoba fiel die Stadt des Kalifen 1010 einem Berberansturm zum Opfer. Der Volksstamm, der jeglichen Pomp als Gotteslästerung empfand, zerstörte den prunkvollen Herrschersitz, der alsbald dem Vergessen anheim fiel. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts besann man sich wieder der Stadt und begann mit den archäologischen Ausgrabungen, die bis heute jedoch noch nicht abgeschlossen sind.
Das Gelände der Medina Azahara befindet sich etwa acht Kilometer westlich von Córdoba und ist über eine Zufahrtsstraße der A 431 zu erreichen. Man betritt die Anlage, die sich einst in drei Teile gliederte (Palastbezirk, Gärten, Wohn- und Arbeitsstätten) über das Eingangsgebäude. Dieses beinhaltet zugleich ein Museum, das über die geschichtlichen Hintergründe der Medina Azahara informiert und Fundstücke, die bei den archäologischen Grabungen zu Tage gefördert wurden, ausstellt.
Über Militärhöfe, das Haus der Wesire und den Waffenplatz gelangt man zum eigentlichen Prunkstück der Medina Azahara, dem wunderschön rekonstruierten Saal Ab dar-Rahmans III. Er wird auch der Saal der Botschafter genannt, denn hier empfing der Kalif die Gesandten aus allen Herrenländern. Eintritt gewährt eine Front von fünf Hufeisenbögen, die auf blauen und roten Marmorbögen ruhen. Hinter einem Vorraum schließt sich der dreischiffige Saal an, in dem die Hufeisenbögen der Front wieder aufgenommen werden. Die Wände werden von kurischen Schriftzeichen, die einen Lobgesang auf den maurischen Herrscher anstimmen sowie filigransten Tier- und Pflanzendarstellungen gesäumt. Jenseits der verkleideten Seitenwände liegen die einstigen Schlaf- und Ruheräume.
Öffnungszeiten und Eintritt: dienstags bis samstags 10 bis 18.30 Uhr, im Sommer bis 20.30 Uhr, sonntags 10 bis 14 Uhr; der Eintritt ist für EU-Bürger gratis. (Stand: Juli 2008; alle Angaben ohne Gewähr)