Puig de Randa
Mächtig erhebt sich der beeindruckende Tafelberg Puig de Randa über die zentrale mallorquinische Ebene von Es Pla. Mit seinen drei Einsiedeleien, von denen eine von Ramon Llull, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten im mittelalterlichen Geistesleben von Mallorca, bewohnt wurde, stellt er nach dem Kloster Lluc die zweitwichtigste Wallfahrtsstätte der Insel dar. Doch auch wer es eher mit den weltlichen Dingen hält, sollte es nicht versäumen, dem 542 Meter hohen Berg einen besuch abzustatten, genießt man von seinem Gipfelplateau doch eine atemberaubende Rundsicht über das gesamte Eiland.
Über eine serpentinenreiche Straße erfolgt die Auffahrt auf den Tafelberg vom vegetationsreichen Dorf Randa an seiner Nordwestflanke. Der 250-Einwohner-zählenden Ort hat dem Randa-Massiv seinen Namen gegeben. Hier leben in ursprünglicher Natur noch zahlreiche Tiere, die aus den landwirtschaftlich genutzten Kulturzonen der Insel weitestgehend verdrängt wurden, wie Siebenschläfer, Schleiereule und Falken.
Erste Station auf dem Weg zum Plateau ist die Einsiedelei Nostra Senyora de Gracia, die im 15. Jahrhundert unterhalb eines überstehenden Felssimses errichtet wurde. Von der Terrasse des Klosters ahnt man bereits, welche atemberaubenden Ausblicke einen weiter oben erwarten werden. Ein Stück dichter am Ziel liegt die zweite Klause Ermita Sant Honorat, die rund 50 Jahre älter ist. Eine Tafel am Durchgang zum Innenhof kündet von der Geschichte der Stätte, die nach ihrer Gründung durch den Edelmann Arnau Desbrull im Jahre 1394 um Kloster und Kirche erweitert wurde. Auch hier findet sich eine Aussichtsterrasse, von der man den Blick über den Süden Mallorcas bis zur Insel Cabrera schweifen lassen kann.
Der Gipfel ist erricht, taucht die festungsähnliche und dritte der Einsiedeleien, das Santuari Nostra Senyora de Cura, auf. Der llullische Halbmond über dem Eingangsportal verweist auf die Gründung des heiligen Ortes als Bildungsstätte durch die Anhänger des Edelmanns und Gelehrten Ramon Llull im 15. Jahrhundert. Später wurde die Einrichtung in eine Grammatikschule umgewandelt, in der einst bis zu 150 Schüler auf dem Puig de Randa unterrichtet wurde. 1913 schließlich nahm sich der Franziskanerorden dem verfallenen Gebäude an und setzten seine Anlagen wieder in stand. In der Gegenwart wohnen jedoch nur wenige Mönche in der Klause, die sich ihren Unterhalt unter anderem durch den Verkauf von Souvenirs, Schriften und Kräuterlikör an die Besucher verdienen.
Über den repräsentativen Innenhof gelangt man zu der Klosterkirche, in der, nach franziskanischer Tradition, das ganze Jahr eine kunstvolle Weihnachtskrippe ausgestellt ist. In einer Nische hinter dem Altar ist die Statue der Schutzpatronin der Kirche, eine Sandsteinarbeit aus dem 16. Jahrhundert, ausgestellt. Neben dem Gotteshaus findet sich der Klostergarten mit einer Figur des Heiligen Franziskus, dem Ordenspatron. Die ehemaligen Räume der Grammatikschule dienen heute als Museum, zu dessen Exponaten unter anderem Folianten, Manuskripte, Gemälde und historische Llull-Ausgaben gehören. Nach der Besichtigung lädt die große Außenterrasse, die über den Innenhof zu erreichen ist zu einer Rast an einem der aufgestellten Picknicktische ein.